Die kleinen und die großen Lügen, geheime Sehnsüchte und verborgene Gefühle, Grenzüberschreitungen und Tabubrüche: Marie Aubert erzählt davon mit Lässigkeit und Ernst.
Da ist zum Beispiel der erschöpfte Vater, der in völliger Überforderung seine kleine Tochter ohrfeigt - und ihr dann voller Scham einbläut, diesen Übergriff ja zu verheimlichen. Da ist die Teenagerin, die nachts mit ihren Freunden ins Haus der Nachbarn eindringt und sich dort einnistet. Da ist der Mann, der mit seiner Frau nach Südamerika fährt, um einen kleinen Jungen zu adoptieren, und hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Zweifel einen ganz und gar düsteren Pfad betritt. - Sie sind Menschen, die sich in ihren Erwartungen an das Leben verlieren, die ihre eigenen Wünsche nicht kennen und die der anderen nicht zu sehen vermögen. Sie tun Dinge, für die sie sich schämen, und handeln doch nur aus Sehnsucht nach Liebe, Verständnis und Anerkennung. Die Autorin gibt keinerlei Erklärungen, schenkt ihren Figuren nichts und das macht den Reiz der elegant geschriebenen Erzählungen aus.
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